Schon im Jahr 1915 arbeitete Ferdinand Porsche bei Austro-Daimler an einem „Pflugtraktor“ und an dem „Landwehr-Train“, eine Zugmaschine mit Benzinmotor und einer Reihe von Anhängern mit Elektroantrieb. 1937 begann die Entwicklung und der Bau einiger Prototypen des „Volksschleppers“. Dieses Projekt, eine Art Parallele zum Volkswagenwerk, sollte es ermöglichen, die Motorisierung in der Landwirtschaft entscheidend voranzutreiben. Doch die Kriegslage zwang im Jahr 1941 die Pläne des „Volkstraktorwerks“ in Waldbröl bei Köln aufzugeben.
Nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahr 1946, baute Porsches langjähriger Chefkonstrukteur Karl Rabe in Gmünd in Kärnten aus den Erfahrungen und den noch vorhandenen Bauteilen des von Ferdinand Porsche 1937 konstruktiv begonnenen Volksschleppers mit 20 PS Leistung und Vergasermotor. Nach ausführlichen Tests in Brasilien, an der staatlichen Versuchsanstalt „IPANEMA“, und entsprechenden Überarbeitungen konnten auf der Industrie- und Gewerbeausstellung in Klagenfurt zwei Schlepper gezeigt werden: Der Dieselschlepper Typ 313 mit 4 Takt-Zweizylinder-Motor mit Luftkühlung und 17 PS Dauerleistung sowie der acht PS starke Einzylinder vom Typ 323.
Der schwäbische Schlepperproduzent Allgaier in Uhingen übernahm auf Basis des Typ 313 die Lizenzproduktion der „Volksschlepper“. 1950 kam der erste Allgaier-Schlepper „System Porsche“ Modell AP 17 auf den Markt, mit vielen technischen Neuheiten wie Luftkühlung, Leichtbauweise, ölhydraulische Kupplung und dem konkurrenzlosen Anschaffungspreis von 4450 DM. Die Auftragsbücher waren schnell gefüllt. Die Produktion wurde in Friedrichshafen-Manzell direkt am Bodensee aufgebaut. Somit konnte Professor Porsche noch vor seinem Tod im Januar 1951 die ersten großen Erfolge miterleben.
Mit einer modernen Schlepperbaureihe A111 bis A144 System Porsche behauptete sich Allgaier von 1953 bis Mitte der 50er Jahre die Spitzenposition auf dem deutschen Schleppermarkt. Es wurden zusätzlich zum AP 17 vier weitere Schleppertypen mit 11, 22, 33 und 44 PS gebaut. Schon zu dieser Zeit arbeitete man das Programm nach einem Baukastensystem aus. Der kleine 11 PS Schlepper (Basis ist der Kleinschlepper Typ 323) war ein luftgekühlter Einzylinder, die nächstgrößeren Typen bekamen je einen Zylinder dazu, mit gleichen Kolben, Pleueln und Ventiltrieb. Man kann heute 80 Prozent aller Einzelteile unter den einzelnen Schleppertypen System Porsche austauschen. Nur die Getriebe, Achsen und Lenkung sind nicht bei allen Typen gleich. Mehr als 25 000 Schlepper mit dem Namen Allgaier System Porsche verließen bis 1955 die Werkshallen in Uhingen und Friedrichshafen. Der Schlepperbau bei Allgaier in Uhingen wurde zu Jahresende 1955 eingestellt.
1956 wurde die Allgaier Maschinenbau GmbH in die Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH in Friedrichshafen am Bodensee umgewandelt. Die neue Firma, ein Unternehmen des Mannesmann-Konzerns, fertigte von dort an in den neu erstellten Produktionshallen Diesel-Motoren sowie Land- und Industriebaumaschinen.
Den von Porsche-Diesel gebauten Motoren lagen die Konstruktionserfahrungen von Ferdinand Porsche zugrunde. Mit der Entwicklungsstätte in Zuffenhausen bestand eine enge Zusammenarbeit. Die Schlepper haben ähnliche Typenbezeichnungen erhalten wie die Porsche-Sportwagen. Namen wie Junior, Standard, Super und Master waren damals bei den Bauern in aller Munde und standen für fortschrittliche Konstruktion. Die formschöne, mit mehreren Zierleisten geschmückte, weit nach vorne gezogene rot lackierte Motorverkleidung wirkte sehr elegant und modern. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs erreichten die rot lackierten Schlepper vom Bodensee 1959 und 1960 den zweiten Platz in der deutschen Zulassungsstatistik. Rund 120 000 Porsche-Diesel-Schlepper wurden in acht Jahren bis 1963 gebaut. Dann kam das Ende einer Ära, Porsche-Diesel stellt den Schlepperbau ein.
Heute sind Allgaier- und Porsche-Diesel-Schlepper, nachdem sie jahrelang ihren Dienst taten, gesuchte und begehrte Liebhaberstücke. Diese faszinierenden Schlepper werden mit viel Sachverstand von ihren Besitzern restauriert.